Zahnfrakturen

Eine häufig vernachlässigte Zahnerkrankung bei Hunden oder Katzen ist die Zahnfraktur -also das Abbrechen von Teilen der Zahnkrone. Meist bricht ein Eckzahn (Caninus) oder ein großer Backenzahn im Oberkiefer(P4) ab. Jüngere Tiere sind häufiger betroffen, da bei ihnen der Nervenkanal relativ weit und die Zahnhartsubstanz entsprechend dünner ist. Je nach Größe des abgebrochene Zahnteils, kann es mehr oder weniger zur Eröffnung des "Zahnnerves"(Pulpa) kommen.

Aber auch wenn die Fraktur nur oberflächlich ist, kann der Zahn deutlich schmerzempfindlicher werden, da viele Nervenfasern bis in die Zahnhartsubstanz reichen (Nerven in den Dentinkanälchen). Liegen diese Defekte sehr nah an der Pulpa (zentraler Zahnnerv), kann es auch hier nötig sein den Schaden am Zahn mit einer dünnen Kunststoffschicht zu versigeln.

Bei tieferen Defekten infiziert sich die freiliegende Pulpa sehr schnell mit den Bakterien aus dem Speichel und der Umgebung. Diese Keime dringen von der Wundfläche bis zur Wurzelspitze immer weiter vor, und können schließlich sogar bis in den Kieferknochen einwandern. Von der Frakturfläche beginnend trocknet die Pulpa ein und stirbt ab. Die Bakterien in den tiefen Bereichen bleiben aber über einen langen Zeitraum bestehen und können zu einem Ausbreiten der Infektion führen. Vermehren sich die Keime im Kiefer, bildet sich ein Abszeß an der Wurzelspitze. Dieser breitet sich soweit aus, bis er eine Öffnung nach außen findet - es entsteht eine Fistel, sodaß der Eiter abließen kann.

Wie schmerzhaft eine Zahnfraktur für das Tier ist, hängt zum einen von der individuellen Schmerztoleranz und zum anderen vom Stadium des oben beschriebenen Prozesses ab. Selbst Monate bis Jahre bestehende Frakturen mit Wurzelabszessen, können bei Tieren zu keinen sichtbaren Beschwerden führen. Daß diese Tiere aber nicht wirklich schmerzfrei sind, zeigt sich durch die Veränderung des Verhaltens nach einer Behandlung.

Vitalamputation und Wurzelbehandlung

Werden Tiere direkt nach erfolgter Zahnfraktur zur Behandlung vorgestellt, kann man davon ausgehen, daß die Infektion der Pulpa bisher nur in den oblächlichen Bereichen unter der Fraktur besteht. Es reicht deshalb aus diese infizierte Pulpa unter sterilen Bedingungen zu entfernen und den noch nicht geschädigten Pulpabereich mit einer desinfizierenden Füllung abzudecken und zu verschließ>en. Man spricht hierbei von einer Vitalamputation, da zwar ein Teil der Pulpa entfernt wird, aber der Großteil der Pulpa lebend erhalten bleibt.

Besteht die Fraktur aber schon länger (mehr als 1-2 Tage !!) ist die Infektion schon zu weit in den Zahn vorgedrungen. Deshalb wird in diesem Fall die gesamte Pulpa bis zur Wurzelspitze entfernt. Eine solche Wurzelbehandlung heiß deshalb auch "Totalamputation" der Pulpa. Es wird der Nerv gezogen und der zentrale Nervenkanal ausgefeilt, um alle Nervenreste zu entfernen. Anschließend spühlt man den Kanal mit verschiedenen desinfizierenden Lösungen aus und füllt ihn mit einer medkamentenhaltigen Wurzelfüllung auf. Eine Kunststoff- oder Amalgamfüllung verschließt am Ende der Behandlung die Frakturöffnung

Während der Wurzelbehandlung und auch 4-6 Monate danach werden Röntgenbilder angefertigt, um zum einen die korrekte Durchführung der Behandlung zu kontrollieren, und zum anderen zu erkennen, daß keine bakterielle Infektion an der Wurzelspitze zurück geblieben ist und sich dort ein Abzsess gebildet hat.

Wurzelspitzenresektion

Kann zu Beginn der Behandlung auf dem Röntgenbild schon ein Wurzelspitzenabszeß erkannt werden, reicht es nicht aus eine Wurzelbehandlung durchzuführen. Zusätzlich sollte eine Wurzelspitzenresektion durchgeführt werden, d.h. der Abszeß im Kiefer wird von der Seite eröffnet und der Infektionsherd dort entfernt. Ausgehendhend von der Wurzelspitze verfüllt man den Wurzelkanal -genau wie bei der Wurzelbehandlung- und anschlie$szlig;end wird die Öffnung an der Wurzelspitze verschlossen. Nach desinfizierender Spülung der Wundhöhle und Einbringen eines gerinnungsfördernden Gelatineschwämmchens wird die Wunde vernäht.