Caninus-Engstand

Unter Caninus-Engstand versteht man zu eng stehende Eckzähne im Unterkiefer. Dies führt zum Einbeißen in den Gaumen. Früher wurde diese Erkrankung auch als Mandibula angusta bezeichnet, wobei sie eigentlich nur ein Sonderfall des Caninus-Engstands ist. Es werden je nach Schwere vier Grade bestimmt, nach denen sich unter anderem die Behandlungsmethode richtet.

  • Gummiball-Methode
  • In leichten Fällen, bei denen die Spitze der Unterkiefereckzähne nur leicht innerhalb des Zahnfleischrandes einbeißes (Grad 1) reicht es oft den Welpen mit einem großen, festen Gummiball (kein Tennisball!) spielen zu lassen. Er soll so groß sein, daß die Zähne einen Druck nach außen bekommen, und sich so innerhalb von einzelnen Wochen korrigieren.

  • Dehnspange
  • Liegen die Zahnspitzen der Unterkiefereckzähne zu weit innen am Gaumen, ohne eine Verlagerung nach hinten (Grad 2), ist ein Gummiball nicht mehr ausreichend. Es werden größerere Kräfte gebraucht, um die Zähne in die richtige Position zu bringen. Dies erreicht man mit einer Dehnschraube, die für wenige Wochen zwischen beide Unterkiefereckzähne geklebt wird.

    Alle vier Tage wird die Schraube etwas weiter gedreht und so der Abstand zwischen den Eckzähnen vergrößert. Nach Erreichen der richtigen Position wird die Dehnspange wieder entfernt und die Klebestellen auf der Zahnoberfläche poliert und mit Fluorlack behandelt.

  • Schiefe Ebene
  • Liegt die Einbißstelle der Unterkiefereckzähne nicht nur zu weit innen, sondern auch auch zu weit hinten (Grad 2-3), kann die Dehnspange nicht mehr angewandt werden. Der Unterkiefereckzahn wird in diesem Fall teilweise oder vollständig vom Oberkiefereckzahn verdeckt. Eine alleinige Auswärtsbewegung wird dadurch blockiert.

    Eine Schiefe Ebene ist eine Konstruktion mit einer Rinne, die beim Schließen des Kiefers den Eckzahn nach vorne und außen umleitet. Die Apparatur kann vom Zahntechniker aus Metall hergestellt werden, oder - wie in unserer Praxis - eine aus Kunstoff geformte Apparatur sein, die direkt an das Gebiß angepaßt wird. Für einen Zeitraum von etwa 6-8 Wochen bleibt die Schiefe Ebene zwischen den Oberkiefereckzänen eingeklebt und wird währendessen regelmäßig kontrolliert und gegebenfalls durch Ansetzen bzw Abschleifen von Kunststoff den veränderten Gegebenheiten bei Bedarf angepaßt.

    Beim Grad 4 des Caninus-Engstandes sind die zu weit innen liegenden Eckzähne im Unterkiefer so weit nach hinten verlagert, daß sie hinter den Oberkiefer-Eckzähnen in den Gaumen einbeißen. Ursache dafür ist meist ein angeborener verkürzter Unterkiefer (Brachygnathia inferior). Eine Vorwärtsbewegung in die normale Position ist hier nicht möglich. Um eine Verletzung im Gaumen zu verhindern werden hier in der Regel die Unterkiefer-Eckzähne hinter den Oberkiefer-Eckzähnen nach außen geführt. Dazu läßt sich -ähnlich wie beim Grad 2- die Dehnspange verwenden.

  • Kürzen der Unterkiefer-Eckzähne
  • Alternativ zum Anpassen der Zahnstellung, durch eine der oben beschriebene kieferorthpädischen Maßnahmen, besteht auch die Möglichkeit die Unterkiefereckzähne zu kürzen. Da hier bei den jungen Patienten zwangsläufig die Pulpa eröffnet wird, kann dies nur in Narkose erfolgen und es muß hierbei steril gearbeitet und der Zahn anschließend endodontisch versorgt werden (Vitalamputation, siehe unter Endodontie).

    Ein vollständiges Ziehen der Eckzähne soll möglichst vermieden werden, da der Unterkiefer durch die Zahnwurzeln der Eckzähne stabilisiert wird. Beim Heraushebeln aus dem intakten Halteapparat kann es im ungünstigsten Fall zur Fraktur im Unterkiefer kommen! Außerdem wirken die Eckzähne als Führung für die Zunge, ohne die sie seitlich aus dem Maul herausrutschen kann. Wird dann häufig auf die Zunge gebissen, können dadurch die Zungennerven geschädigt werden, sodaß dann der betroffene Hund die Zunge nicht mehr vollständig zurück ziehen kann.

    Der einzige Grund einen Unterkiefereckzahn zu ziehen, ist eine Schädigung des Zahnhalteapparates im Sinne einer Parodontitis.